Gnadendorf

Beschreibung - Gnadendorf:
Gnadendorf, ein etwa 1 km langes Straßendorf, liegt am rechten Ufer der Zaya und hat heute 160 Häuser und 300 Einwohnern, das Gemeindegebiet umfasst 9,39 km2. Die Ortsteile werden unterschieden in Ober- und Unterort, Anger, Kanal, Neustift, Milchgasse, Hintausweg und Bodensteiner Hof. In der östlichen Ortshälfte erhebt sich ein knapp an der Straße der Hausberg („Anger“), der von der Kirche und Schule gekrönt ist. Vor dem Eingang der Volksschule wurde im Jahre 1999 bei Grabarbeiten ein ungarischer Ritter ausgegraben.
Der Ort wird im Norden und Süden von mäßig hohen Hügeln begrenzt, dem 306 m hohen Pfaffenberg, dem Bildeichenwald, Trautenstein und „auf der Haid“. Das Gemeindegebiet grenzt an die Gemeinden Pyhra, Eichenbrunn, Gaubitsch, Fallbach, Friebritz, Wenzersdorf und Michelstetten.
 Link: Kreisgrabenanlage
gnadendorf2007.JPG Das Klima ist gut, die Äcker teils ein guter, teils von mittelmäßiger Qualität, die Bewohner treiben nicht mehr Acker- und Weinbau sowie Viehzucht, hauptsächlich im Klein- und Mittelbetrieb (meist unter 17 ha) wie bis zu den achtziger Jahren, sondern der Großteil besteht meist aus Pendlern, die entweder nach Wien oder in die nähere Umgebung der  Bezirksstadt Mistelbach jeden Tag auspendeln. Die Landwirtschaft hat sich auf eine Hand voll Großbetriebe beschränkt. Viehzucht beschränkt sich auf Kälberzucht. Der letzte Schweinestall wurde 2007 aufgelassen. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1885 gegründet, ein Volksbildungsverein, der aber 1938 aufgelöst wurde und seither nicht wieder errichtet wurde, entstand 1897. Gnadendorf ist sicher eine schon lange besiedelte Stätte. Als das Zeughaus der Feuerwehr in dem am Hausberg (Tumulus) umgebenden Wallgraben erbaut wurde, fand man Münzen, Ketten, Schlüssel und eine Menge Tonscherben. Die erste Nennung des Ortes erfolgt 1113 als „Gnannendorf“, von einem Personennamen „Gnanno“ vermutlich dem Gründer des Ortes, abgeleitet; die volksetymologische Ableitung des heutigen Ortnamens Gnadendorf  von einem ehemals hier bestehenden Wallfahrts-(Gnaden-) ort entbehrt jeder Begründung. Die Besitzer des Ortes wechselten häufig; nach dem Aussterben des ersten sich „de Gnanendorf“ nennenden Geschlechtes, kam das Gebiet an die Kajaer, Ebersdorfer, Hackenberger, Trautmannsdorfer u.a. 1403 erben die Liechtensteiner den halben Besitz und kaufen die zweite Hälfte dazu. 1543 finden wir Christoph Kuenritz als Besitzer; seine Enkel verkaufen Hagenberg samt Gnadendorf 1650 an die Brüder Leo und Sigmund Friedrich von Sinzendorf, deren Nachkommen wir bis 1822 hier finden.  Ihre Nachfolger seit 1828 sind die Reuss-Köstritz.
Gnadendorf hatte, wie die meisten Orte des Weinviertels, unter den Grenzkämpfen mit Ungarn und Böhmen stark zu leiden (man denke nur an die Schlacht zwischen Rudolf von Habsburg und Ottokar, die Hussiten- und Kuruzzeneinfälle u. a.). Mit Heinrich Kuenritz zog auch der Protestantismus hier ein und erst 1626 finden wir wieder einen katholischen Pfarrer; damals waren auch Hagenberg und Michelstetten hier eingepfarrt, die erst wieder 1762 wieder selbstständig wurden. Die Franzosenkriege (1805 und 1809) brachten die üblichen Einquartierungen und Requisitionen, das Jahr 1866 auch die Cholera, an der aber nur acht Personen starben. Der Erste Weltkrieg forderte 12, der zweite 17 Opfer an Gefallenen und Vermissten. Nachdem die SS zwei Brücken am östlichen Osteingang gesprengt hatte, zogen am 21. April 1945 die Russen im Orte ein; da es im Ort zu keinen Kämpfen kam, sind auch nur verhältnismäßig geringe Schäden (besonders an der Kirche und Schule) zu beklagen.
Die Kirche steht, wie bereits erwähnt, auf dem Hausberg, von Wallgraben und Ringmauer umgeben; dies veranlasste die irrige Meinung, hier ehemals ein Kloster oder Haus Templer gestanden. Wahrscheinlich aber ist die Kirche die Nachfolgerin der früheren Burgkapelle, die vermutlich um 1130 von Dietmar I. von Gnannendorf gegründet wurde. Die Pfarre wurde 1197 selbstständig, nachdem der Ort vorher zu Gaubitsch, noch früher wahrscheinlich zu Oberleis gehört hatte. Die Kirche erscheint schon 1671 baufällig und wurde in den Jahren von 1679-1710 von Theodor und seinem Nachfolger Otto Heinrich von Sinzendorf durch einen Neubau ersetzt, wobei der gotische Chor in den Neubau einbezogen wurde. (Auf dem Hochaltar ist noch das Wappen Otto Heinrichs und seiner Gemahlin Sophie Louiese, geb. von Haugwitz, zu sehen.) Leider wurde das Hochaltarbild Maria Himmelfahrt 1945 durch einen Artillerietreffer stark beschädigt. Die Kirche weist auch eine Marienstatue von etwa 1430, sowie einen gotischen Taufstein von 1500 auf.
Im Bildeichenwald, etwa eine halbe Gehstunde vom Ort entfernt, steht eine 4 ½ m im Umfang messende Eiche, unter ihr eine Kapelle mit einem Mariahilf-Bild, zu dem am Florianitag und im Monat Mai aus den umliegenden Orten (Gaubitsch, Hagenberg, Fallbach und Wenzersdorf-Zwentendorf) Gläubige in Prozessionen pilgern.
Kapelle bei BildeicheSchon um 1500 soll im Dorf  eine Schule bestanden haben (Haus Nr. 92); als diese dem wachsenden Bedarf nicht mehr genügte, baute Fürst Prosper zu Sinzendorf im heutigen Hause Nr. 2 eine größere Schule, die 1890 durch die auf dem Anger befindliche, zweiklassige Schule ersetzt wurde und 1985 durch den Zubau eines Turnsaales vergrößert wurde. Seit die Schule in Eichenbrunn in den achtziger Jahren geschlossen wurde, gibt es in der Großgemeinde nur mehr eine Volksschule mit Standort in Gnadendorf.