Kreisgraben

Archeo Prospections
(Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik), Geophysikalisch-archäologische Prospektion von mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen in Niederösterreich Katalog von 1.1 bis 1.40
(Wien im Dezember 2004)
_______________________________________________________1.7 Gnadendorf (13015.1)
Zweifache Kreisgrabenanlage 
Lage: (E: 4562.17, N: 5386425.03, H: 263.51) Die Kreisgrabenanlage befindet sich direkt südwestlich hinter der Ortschaft Gnadendorf in der Gemeinde Gnadendorf. Sie liegt etwa 250 Meter vom Zayafluss entfernt, am tiefsten Punkt eines Osthangs in flacher Position zwischen Zaya und Gießbach. Knapp oberhalb der Kreisgrabenanlage lässt sich ein ehemaliger, heute trocken gefallener Quellbereich erkennen. 

Prospektion: Die Fundstelle Gnadendorf wurde 1981 durch Luftbildaufnahmen entdeckt. Die magnetische Prospektion der zweifachen mittelneolithischen Kreisgrabenanlage wurde 2003 und 2004 auf den Grundstücken mit den Grundstücksnummern 2485, 2487, 2492, 2493, 2494/1, 2494/3, 2495, 2496/1, 2497/3, 2497/4 und 2498 auf einer Fläche von 73.240 m² durchgeführt. Sie konnte nur teilweise gemessen werden, da der nördliche Teil der Kreisgrabenanlage durch einen mit einem Eisenzaun bewehrten Garten eines neuen Eigenheims verläuft. Vereinzelt erschweren die Anomalien von größeren Eisenteilen in der Ackerschicht, und die großflächigen Anomalien von Gebäuden und Zäunen, die nicht entfernt werden konnten, die archäologische Interpretation des Magnetogramms.
 
Aussehen und Größe: Die Kreisgrabenanlage weist einen maximalen Durchmesser von 74 m auf und dürfte ein Areal von ca. 4825 m2 umschlossen haben. Die Grabenbreiten des äußeren Grabens variieren zwischen 3.5 und 6 m. Der innere Graben weist einen maximalen Durchmesser von 55 m auf. Die Grabenbreiten variieren zwischen 2 und 5 m. Die beiden Gräben verlaufen mit einem mittleren Abstand von 6 m annähernd parallel zueinander. Im Abstand von 1.5 bis 2 m vom inneren Graben ist eine zweifache Palisade mit Durchmessern 46 m und 39 m erkennbar. Durchgehende Erdbrücken sind im Westen, Osten und Süden nachweisbar, eine weitere kann in dem nicht messbaren Norden angenommen werden. Im Bereich der westlichen und der östlichen Torsituation sind die Gräben mit der Erdbrücke verbunden. Auch die beiden Palisaden sind miteinander verbunden. In der Mitte des südlichen Durchlasses durch die Palisade ist ein einzelne Pfostengrube zu erkennen. Die Gräben zeigen in den Torbereichen fächerförmige Verbreiterungen.
 
Weitere Befunde: Im Inneren der Kreisgrabenanlage, zwischen den Gräben und auch außerhalb der Kreisgrabenanlage lassen sich zahlreiche Grubenkomplexe, einzelne Gruben und Pfostengruben feststellen. Vergleichsweise häufig lassen sich auf dieser Fundstelle Pfostenreihen feststellen. Die größeren Grubenkomplexe weisen sehr oft einen annähernd rechteckigen Grundriss auf. Die Strukturen sind als Siedlungsreste zu interpretieren. Aufgrund der Oberflächenfunde gehören diese sowohl zur Kreisgrabenanlage wie auch zu einer jüngeren Siedlung (kaiserzeitlich – spätantik).

Erhaltungszustand und Gefährdung: Der Erhaltungszustand der Anlage ist durch die Lage im flachen Teil des Hanges gut. Die Palisaden sind ebenfalls vergleichsweise gut erhalten. Die meisten Parzellen rund um die Kreisgrabenanlage werden derzeit geackert. Während der Messung konnten ausgesprochen viele frisch ausgeackerte mittelneolithische Funde, mit z. T. gut erhaltener Bemalung beobachtet werden. Die Fundstelle Gnadendorf ist akut durch die landwirtschaftliche Nutzung in ihrem vergleichsweise guten Erhaltungszustand gefährdet. 
Kreisgraben
Grabungen: Bisher wurden keine Grabungen durchgeführt.