Wenzersdorf
Wenzersdorf, Sh 243 m, urkdl. Erwähnt 1257, ein unregelmäßiges Straßendorf, hatte in vorzeiten wohl größere Bedeutung.
Das 1560 erbaute Schloß war bis 1919 bewohnt, brannte 1945 aus und ist dem Verfall preisgegeben. Auf dem Pfaffenberg wurden Funde aus der Römer- und Völkerwanderungszeit entdeckt.
Zwischen 1257 und 1279 schenkte Albert von Karnabrunn den Meierhof und 10 Bauernhäuser in Wenzersdorf dem Stift Klosterneuburg. Dieses verpfändete dann das Gut an Albertus de Wenzensdorf. 1309 gab Klosterneuburg die Herrschaft im Tauschweg an Hadmar von Sonnberg ab.
1414 verkaufte Jörg der Stuchs von Trautmannsdorf Wenzersdorf gemeinsam mit H ag enberg und Gnadendorf an die Familie Liechtenstein-Nikolsburg. 1560 erfolgte die Errichtung des neuen Schlosses. Der ursprüngliche Plan wurde aber nur zur Hälfte ausgeführt. So errichtete man lediglich zwei Ecktürme. Einer heute verschollenen Bauinschrift zufolge, dürften Jakob Erasmus von Karnaser und Andras Bauckinger die Bauherren des Renaissanceschlosses gewesen sein. 1590 war die kleine Herrschaft im Besitz von Heinrich von Kienritz. Im 17. Jh. wurde sie mit der Herrschaft H ag enberg vereinigt und gehörte damit zu Ernstbrunn. Das Schloss war bis 1919 bewohnt, verwahrloste dann aber rasch. 1945 brannte es aus. Die Ruine, von der nur noch die nackten Außenmauern stehen, gehört nach wie vor den in Ernstbrunn lebenden Fürsten Reuß.
Die Schlossruine liegt am westlichen Ortsrand von Wenzersdorf an der Straße nach Gnadendorf. Das viergeschossige Gebäude wurde ursprünglich als Vierkanter um einen geräumigen Hof konzipiert, ist heute jedoch an der Ostseite offen. Es war von einem trockenen Wehrgraben umgeben, der aber in der zweiten Hälfte des 20. Jh. als Mülldeponie diente und nun weitgehend aufgefüllt ist. Das Schloss wurde seit seiner Erbauung nicht mehr durch Umbauten verändert, so dass es – allerdings nur mehr als Ruine – die Bauformen des 16. Jh. zeigt. Die fünfachsige Hauptfront ist nach Westen gerichtet. Sie wird von zwei, nach oben sich verjüngenden, achteckigen Türmen flankiert. Vor dem Brand waren sie mit Pyramidendächern versehen. Die Mauern des Schlosses sind in einer Mischtechnik aus Bruchsteinen und Ziegeln errichtet und verputzt. Die Gebäudekanten waren durch eine geritzte Eckquaderung betont. Die horizontale Fassadengliederung erfolgte durch die regelmäßige Anordnung der Fenster: im Hauptgeschoß zwischen zwei Kaffgesimsen schöne Rundbogenfenster in steinernen Rechteckrahmen, darüber etwas kleinere Rundbogenfenster ebenfalls in rechteckiger Steinumrahmung und über diesen runde Schießscharten in der Attikazone. Die einzelnen Trakte waren mit nach innen geneigten Pultdächern gedeckt. Daher waren sie vom Hof aus gesehen nur zweistöckig. Westlich des Schlosses liegen Ruinen des einstigen Meierhofes.
L ag e: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 14 km nordwestlich von Mistelbach
Besichtigung: Die Ruine ist abgesperrt, kann jedoch von außen gut betrachtet werden.
Weitere Literatur:
- Burgen - Weinviertel - Reichhalter/Kühtreiber - 2005
- Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya - R.Büttner/R.Madritsch - 1987
- Die niederösterreichischen Burgen und Schlösser Bd.2 - 1925
- Kunst im Lande rings um Wien - Franz Eppel - 1977
- Österreichisches Burgenlexikon - Georg Clam Martinic - 1992
- Schlösser und Burgen im Weinviertel - M.Jasser/P.Kenyeres - 1979
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Bild: Ruine Wenzersdorf |
15.05.2003 |
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